Reisebericht 38 Argentinien Teil 5 Nordwesten Drucken

Flagge ArgentinienDer seit 1954 geschützte und 15‘000 ha grosse Nationalpark des Chacos bietet mit seiner immer grünen Flora bestehend aus Quebracho Wälder,

 

überwachsenen Flussläufen und dem sperrigen Gebüsch, vielen Tieren den gewünschten Unterschlupf.

Aber auch den tausenden Moskitos, die uns auf dem Spaziergang durch den Busch regelrecht attackieren und die wir nur dank unseres 25% DEET Insektensprays abwehren können. Am idyllisch gelegenen Campingplatz des Parks hören wir nach langer Zeit wieder mal die furchterregenden Laute des männlichen Brüllaffen, die das harmonische Vogelgezwitscher lauthals übertönen.

Wir besichtigen in den kommenden Tagen auch die übrigen Sektoren des Parks. Auf unseren Ausflügen zu den verschiedenen Lagunen sind wir wieder mal heidenfroh, dass unser Fahrzeug kein Zentimeter höher ist, denn unter den tiefhängenden Ästen passen wir gerade noch untendurch.

Bei dem kurzen Rundgang zu Fuss, treffen wir nicht in einer der beiden Lagunen auf den Kaiman (Krokodil), sondern in einem Tümpel mitten im Dickicht, genau an der Stelle die uns der Ranger beschrieben hat. Hier sonnt sich das beachtliche Reptil in den wenigen Strahlen die durch den Busch eindringen. Adriano pirscht sich wie ein Indianer näher heran, jedoch dem scheuen Kaiman wird dies rasch zu bunt und verschwindet mit zischenden Lauten im Tümpel. Da sich der Kaiman nicht mehr zeigen möchte, spazieren wir zur nahen Aussichtsplattform die eine Sicht über die bewachsene Lagune freigibt. Hier oben weht zugleich noch ein angenehmes Lüftchen und hält uns die aufdringlichen Moskitos vom Leibe. Mit dem Fernglas beobachten wir die vielen Vögel die sich um die Lagune herum aufhalten.

Der Ausflug in den wenig besuchten Chaco Nationalpark ist für uns zweifellos einen Abstecher wert gewesen, nur schon wegen der guten Infrastruktur des Campingplatzes und dem freundlichen hilfsbereiten Personal.

 

Der Nationalpark der den Namen Mburucuyà trägt, zu Deutsch Passionsblume, erreichen wir über eine ziemlich sandige 15km lange Piste. Kaum sind wir angekommen, haben wir auch schon die Trekkingschuhe montiert und wandern die neun Kilometer zu der Lagune Santa Lucia hin. Im ersten Abschnitt durch den feuchten Chacowald treffen wir auf Füchse, eine springende kleine Hirschart namens Corzuela und vielen Vögel, die uns vorzeitig bei den scheuen Tieren verraten. Anschliessend wird der Weg sandiger und führt durch eine Savannenlandschaft mit hohen Yatay Palmen. Nah an der Lagune sehen wir von Weitem die ersten Wasserschweine (Carpinchos), doch auch diese sind nicht besonders erfreut über unseren Besuch und verschwinden mit lauten Warnpfiffen im Unterholz, so dass wir gerade noch ihren Allerwertesten zu Gesicht bekommen. Die grössten Nagetiere der Welt sind nur in Südamerika heimisch und würde man diese schrumpfen hätte man mehr oder weniger Meerschweinchen. Ihre Panik gegenüber der Menschheit ist gerechtfertigt, denn bei den Einheimischen gelten die Carpinchos als Delikatesse.

Auf dem ehemaligen Gutshof des dänischen Viehzüchters und Biologen Dr. Troels Pederson befindet sich zugleich die Parkverwaltung des Mburucuyà. Pederson hat hier neben seinen 10‘000 Rinder auch 1‘300 verschiedene Pflanzen neu entdeckt. Ihm wurde wahrscheinlich während dieser Studie bewusst, dass es besser für die Flora wäre, wenn in Zukunft keine Rindviecher mehr darauf herum trampeln würden. So stiftete er im Jahre 2001 den Argentiniern das gesamte 17‘660 ha grosse Gebiet, mit der Bedingung dies zukünftig als Nationalpark zu schützen.

Wir verlassen die ehemalige Estanzia des Dänen und fahren zeitig zum Sonnenuntergang zu den kleinen Lagunen um Tiere zu beobachten. Im Nachhinein wäre dies nicht notwendig gewesen, denn als wir im Campingplatz des Parks ankommen, treffen wir auf Meister Reineke, Mama Wassersau mit Jungtieren und etliche Springböcke die friedlich auf der Wiese grasen.

Tags darauf, dem 11. Juni kurz vor Beginn der Fussball Weltmeisterschaften rast ein Argentinier mit seinem Pickup, die Ladefläche vollbeladen mit Plastikstühlen und einem Kühlschrank in Richtung Estanzia. Wenn es um Fussball geht dann können die Latinos aussergewöhnlich schnell sein, so auch der Ranger des Nationalparks. Von Weitem winkt er uns zu und bevor wir überhaupt daran denken ihm eine Frage zu stellen, ist er auch schon wieder weg. Wir auch und zwar zu den Iberá Sümpfen.

 

In der Ortschaft Mercedes stechen wir auf die 112 km lange Schotterpiste zum Sumpfreservat von Iberá ab. Vom wenigen Verkehr her muss das Fussballspiel, Argentinien gegen Nigeria bereits begonnen haben, denn ausser ein paar Rindertransporter ist niemand mehr unterwegs. Wir Beide, nicht so die Fussballbegeisterten verfolgen das Spiel auf der Langwelle des nationalen Radiosenders mit. Dabei müssen wir öfters laut lachen nämlich dann, wenn sich der Moderator so anhört als würde er gleich einen Herzinfarkt kriegen und zehnmal in einer Sekunde Pelota (Ball) ins Mikrofon schreit. Ganz dramatisch wird’s aber, wenn sich die Nigerianer gefährlich nah am argentinischen Tor aufhalten, dann hören wir noch die nervösen Lauten uh uh uh und die Namen der Spieler die den Ball aus der brenzligen Lage wegkicken. Sichtlich erleichtert teilt er uns am Spielende mit langsamer und ruhiger Stimme das Resultat mit: Argentina uno Nigeria zero.

Wir haben zwischenzeitlich das Sumpfreservat von Iberá erreicht und sehen entlang der Strasse in den Wasserlöcher Krokodile sonnen, Wasserschweine über die Strasse trotten und Fischotter im Wasser tummeln. Ebenso einige der 350 verschiedenen Arten von Vögeln die hier offenbar in den Sümpfen leben. Nicht zu Unrecht nennt man diese Gegend auch das Pantanal von Argentinien. Im kleinen Dorf Carlos Pellegrini, das sich an der Lagune Iberá mitten im Reservat befindet, stellen wir uns auf den gepflegten Campingplatz. Den farbintensiven Sonnenuntergang über der grossen Lagune geniessen wir mit einem Gin Tonic und belegten Brötchen. Die Bootsfahrt auf der Lagune selber, streichen wir wegen dem düsteren Wetter kurzfristig vom Programm.

Glücklicherweise reisst eines Morgens die Wolkendecke auf und wir beschliessen das trockene Wetter für die Weiterfahrt in den Norden auszunützen.

Entlang von schiefen Strommasten, Termitenhügeln und glotzenden Kühen schnurrt sich der Troopy durch den Sand, seltenere Tiere bekommen wir ausser einem schwarzen Schlangenschwanz keine zu Gesicht. An der einzig wirklichen sandigen Passage, in der auch ein steckengebliebener leerer Viehanhänger mitten auf der Piste steht, müssen wir kurz den 4 WD zuschalten und dies auch nur, weil wir das Hindernis umfahren müssen.

In der Ortschaft Ituzaingo nächtigen wir mitten im ruhigen und gepflegten Wohnquartier der Yacyretà-Wasserkraftwerk-Angestellten. Gegen den Abend bekommen wir unerwartet Gesellschaft von Arthur, einem Landsmann von uns. Beim gemeinsamen Spaghettiessen erfahren wir dann auch mehr von Arthurs bisheriger Reise durch den nahen Osten.

Das Klima nah an der paraguayischen Grenze ist auf einen Schlag tropisch schwül und von den kühlen Nächten die wir noch Tage zuvor hatten ist nichts mehr zu spüren.

Die Jungs begeben sich am nächsten Morgen zum Besucherzentrum, um an der morgendlichen Führung der Yacyretà-Wasserkraftwerke teilzunehmen, ich nutze dagegen die Zeit um wieder Mal in aller Ruhe, dank der guten WiFI Verbindung, die E-Mail zu lesen.

Wir fahren nach Puerto Iguazú den Ausgangsort zu einem der sieben Weltwunder, nämlich den Wasserfällen Foz de Iguaçú.

Die grossen Wasser oder in der Sprache der Tupi Urbevölkerung Iguaçu, haben sich vor ca. 200 Millionen Jahren bei der Teilung Südamerikas vom afrikanischen Kontinent gebildet. Diese kontinentale Auseinanderdriftung hatte mehrere geologische Veränderungen auf dem amerikanischen Kontinent zur Folge. Eine der grössten Veränderungen war die sukzessiv erfolgende Ausbreitung von Basalt, die vor ca. 110 Millionen Jahren begann. Die verschiedenen Schichten der Lava kann man heute noch bei den Wasserfällen sehen. Die Region war der Erosion von Flüssen ausgesetzt, die zur Formation der Wasserfälle geführt hat. Es sind die größten Wasserfälle der Erde – bis zu 22‘000 Kubikliter Wasser pro Sekunde rauschen in die 80 m Tiefe hinunter. Es gibt insgesamt 275 Fälle, wobei der „Garganta del Diablo“ (Teufelsschlund) der Grösste ist. Dieser hat uns ehrlichgesagt auch am meisten imponiert, denn an dieser Stelle fällt das Wasser auf drei Seiten in die Tiefe und projeziert durch die aufsteigende Gischt einen wunderschönen Regenbogen.

Bis auf die Unterhose durchnässt verlassen wir die Plattform über dem Teufelsschlund und nehmen die Minieisenbahn zurück in den Hauptteil des Parks. Des Weiteren laufen wir alle Wanderpfade des Nationalparks ab, begegnen frechen Nasenbären die in den Abfalleimern herumwühlen, verschiedenen Affenarten die auf den Bäumen herum turnen und Scharen von Kamera behangenen Menschen die sich auf den Stegen vorwärts drängen.


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