Reisebericht 20 El Salvador Drucken E-Mail

Flagge El SalvadorÜber eine steile und kurvenreiche Strasse erreichen wir die in den Bergen gelegene Grenze zu El Salvador.


Die Grenzformalitäten sind wie überall in Zentralamerika eine langwierige Sache. Die Bürokratie in diesem Land ist nicht die Schnellste. Speziell an dieser Grenze geht es gemütlich vor sich her. Der Beamte hinter dem Schalter lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Sobald ein Formular mit allen möglichen Angaben über das zu importierende Fahrzeug ausgefüllt ist, kommt ein anderer Beamte und inspiziert unser Auto. Zu diesem Zweck muss das Aussenfach geöffnet werden, damit der Beamte seine Nase rein stecken kann und jeder nach Drogen verdächtige Beutel präzise anschauen kann. Speziell findet er an unserem stark nach Parfum riechenden Waschmittel gefallen, denn es könnte ja eine Portion Kokain enthalten, zusätzlich klopft er unsere Kabine rundherum ab und schaut mich verblüfft an mit der Frage „Plastica“? No, antworte ich „Fibra“ (auf deutsch Fiberglas). Wieder einmal sind die Beamten mehr an unserem Fahrzeugausbau interessiert als das sie ernsthaft nach etwas Illegalem suchen. Nach guten 3 Stunden an der Grenze sind die beiden Fahrzeuge kontrolliert und eingeführt und wir dürfen nun den Boden von El Salvador betreten.


Der grösste Teil der Bevölkerung sind Mestizen und von den 6,8 Millionen Einwohner lebt ein Viertel um und in der Hauptstadt San Salvador. Auch dieses Land ist von einem jahrelangen Bürgerkrieg geprägt, doch als 1992 das Friedensabkommen abgeschlossen wird ist El Salvador auf dem Weg zu einer stabilen Demokratie. Nach Jahren des Bürgerkrieges haben alte Feinde Frieden geschlossen und sitzen nun nebeneinander im Parlament. Die Kluft zwischen den vielen Armen und wenigen Reichen besteht weiterhin, aber die Besucher der kleinsten Republik Zentralamerikas haben doch den Eindruck, dass der Wille da ist, die Probleme zu bewältigen.


Wir fahren auf der guten Betonplattenstrasse quer durchs brandgerodete und folglich dürre Land vorbei am provinziell wirkenden Santa Ana bis wir über die Panamericana (Strasse) kurz vor San Salvador nach La Libertad abstechen. La Libertad liegt direkt am Meer und ist am Wochenende ein beliebter Ausflugsort der San Salvadorianer. Beim gut klimatisierten Supermercado stocken wir unsere Futterkisten auf, füllen den Kühlschrank mit frischem Gemüse und Fleisch und fahren rechts der Küste entlang bis wir zum Surfermekka an der Playa El Tunco gelangen. Das Publikum auf dem Roots Surf Camping besteht aus Surfer und Hippies im Durchschnittsalter von 25. Wir stellen uns nicht zu nah an die Kokospalmen auf einen grünen Wiesenfleck hin und genehmigen uns das wohlverdiente kalte Bier. Die Wellen sind hier am braunen Sandstrand meterhoch und perfekt zum Wellenreiten, hunderte von Surfer tummeln sich im Meer auf der Suche nach der perfekten Welle. Wir entscheiden uns vorerst mal einige Tage hier zu bleiben und ein wenig auszuspannen, bevor wir über Honduras nach Nicaragua weiterfahren.


Nach Tagen der Erholung fahren wir in den Osten des Landes zum Strand von El Cuco an dem wir die letzte Nacht in El Salvador einplanen, bevor wir endgültig über Honduras nach Nicaragua weiterfahren. Früh am Morgen starten wir zur ersten Grenze zwischen El Salvador und Honduras. Die Ausreise aus El Salvador verläuft noch ruhig und geht schnell voran, doch das ändert sich schlagartig als wir die honduranische Seite des Zolls erreichen. Wir werden von Schleppern, Bettlern und Geldwechslern umringt. Die Deutschen wollen unbedingt einen Schlepper anheuern und glauben ernsthaft der will für die Ganze aufwendige Grenzformalitäts- Arbeit nur 5 USD. Mir ist von Anfang an klar, dass dies nicht so sein wird, doch nachdem Martin bereits einen der Schlepper beauftragt hat, bleibt uns nichts anderes übrig als mitzumachen. Denn ohne Schlepper hätte Adriano, trotz seinen guten Spanischkenntnissen keine Chance gehabt die Grenzformalitäten alleine in ein paar Stunden zu bewältigen, den die Beamten bevorzugen die Schlepper. So ziehen Adriano und Martin mit der Horde Schlepper zum ersten Schalter, während Maren und ich in der prallen Sonne zwischen stinkenden 40 Tönnern in unseren Fahrzeuge warten. Es ist bis jetzt die unangenehmste Grenze auf unsere Reise, immer wieder mal kommen die Jungs mit der Meldung, dass es noch länger dauern werde und das die Schlepper noch mehr Geld als abgemacht wollen. Ich koche innerlich und äusserlich, der Schweiss perlt mir nur so übers Gesicht, aussteigen ist nicht viel besser, den draussen ist es heiss, kaum Schatten und dazu muss ich immer wieder bettelnde Kinder und aufdringliche Verkäufer abwimmeln, sogar noch einen Latino der an unser Auto pissen will. Nach geschlagen 2 Stunden warten, verhandeln, Geld schmieren und mit insgesamt 78 USD erleichtertem Geldbeutel sind die Zollformalitäten erledigt und wir können endlich die 125 km durch Honduras fahren. Das mit den Schleppern hat sich nicht wirklich gelohnt, ausser das die, die Beamten mit zehn Dollar bestechen konnten um uns vor der Mittagspause noch die für den Fahrzeugimport benötigten Stempeln in den Pass einzutragen. Hätten wir diese nicht bezahlt wäre der Beamte in die Mittagspause gegangen und hätte nachher danach erst einmal den bereits meterhohen Papierstapel von den wartenden Lastwagenfahrer abgearbeitet. Dazu muss gesagt werden, dass auch die Lastwagenfahrer die am gleichen Tag noch die Grenze passieren wollten auch Geld geschmiert haben. Für uns ist im Nachhinein klar, dass wir kein zweites Mal die Hilfe der Schlepper in Anspruch nehmen werden, lieber warten wir länger und schmieren selber wenn es unbedingt sein muss. So weiss man auch gleich wohin das Geld hin fliesst.


Die Strasse durch Honduras haben wir in 2 ½ Stunden ohne weiteren Komplikationen passiert und stehen nun an der Grenze zu Nicaragua. Adriano macht sich diesmal alleine auf um das Fahrzeug aus dem Pass austragen zu lassen und die Touristenkarten abzugeben. Eigentlich keine grosse Sache, doch die Beamtin muss zuerst im Durcheinander von Dokumenten den richtigen Stempel finden, danach noch den richtigen Beamten, ja wo ist den der? Am nahgelegen Tacostand stopft er seelenruhig Tacos in sich hinein. Adriano fängt nun an ungemütlich zu werden und irgendwann wird es der Beamtin zu stressig und beauftragt einen der umher streunenden Schlepper der mit dem Fahrrad den Beamten von seiner Fresspause zurück holt. Gemächlich schlurft dieser mit seinem verschmierten, roten Poloshirt zu uns hin und erledigt endlich unsere Papiere. Nun geht es weiter zur nicaraguanischen Grenze die wir auch wieder über eine Brücke erreichen. Doch auf der Brücke werden wir nochmals gestoppt, diesmal von einem Polizisten mit weissem und sauberen Kurzarmhemd, der die Pässe kontrolliert und uns ausfragt wo wir schon überall waren, speziell ob wir uns länger in Mexiko aufgehalten haben. Bis jetzt haben wir von der gerade, ausgebrochenen Schweinegrippe noch nichts erfahren, deshalb wirken diese Fragen auch sehr suspekt für uns.


Vor dem nicaraguanischen Immigrationsbüro können wir zum Glück im Schatten parken und werden von niemanden belästigt. Adriano macht sich sofort auf um die Einreise für Mensch und Fahrzeug zu erledigen. Auch hier geht es nur schleichend voran, der dicke Beamte tippt im Adlersystem Buchstaben für Buchstaben ins Formular, sodass Adriano nur schon vom Zuschauen fast das Gesicht einschläft. Nachdem auch die obligatorische Autoversicherung bei einer netten Dame am Zollhauseingang erledigt ist können wir uns nach einer halben Stunde in den nahgelegen Ort Somotillo fahren. Haben wir gemeint, doch wir werden abrupt von der Verkehrs-Polizei gestoppt, die sich mit unseren gefälschten Führerausweis und Fahrzeugpapiere nicht zufrieden gibt. Wieder muss Adriano verhandeln und erklären und sogar mit der Schweizer Botschaft drohen bis wir letzten Endes weiterfahren dürfen. Die nicarguanische Polizei sind die Ersten Ordnungshüter in Zentralamerika die schlau genug sind und merken, dass unsere Ausweise gefälscht sind, trotzdem geben wir auch hier die Originale nicht aus der Hand, warum das werdet ihr im nächsten Bericht über Nicaragua erfahren.

 

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