Reisebericht 22 Costa Rica Drucken

Flagge Costa RicaCosta Rica, „reiche Küste“, nannte Kolumbus 1502 dieses Land, als er es bei seiner vierten und letzten Reise in die neue Welt entdeckte.

 

Obwohl sich seine Hoffnung auf Gold und Reichtum nicht erfüllte, blieb der Name trotzdem bestehen.

Mit einer Fläche von rund 51'000 km² ist die Schweiz Zentralamerikas nur wenig grösser als unser Land zuhause. Im Norden ist es von Nicaragua, im Süden von Panama, im Osten von der Karibik und im Westen vom Pazifik begrenzt. Zwischen den beiden Ozeanen erheben sich mehrere Gebirgsketten mit vielen, teils noch aktiven Vulkanen. Die Hochebene zwischen den Gebirgszügen, die Meseta Central, ist mit einem gemässigten Klima und fruchtbaren vulkanischen Böden gesegnet und eignet sich auf ideale Weise für den Kaffeeanbau. Hier leben drei Viertel der über 4 Millionen Ticos (Costa Ricaner), die zu 85% spanischer Herkunft sind.

Costa Rica gilt in Zentralamerika als Insel des Friedens: Es verfügt seit 1949 über eine gut funktionierende Demokratie und besitzt ein vorbildliches Gesundheits-- und Schulsystem.

Der grösste Reichtum des Landes ist die Natur. Das merkt man nur schon im Eintrittspreis die Nationalparks kostet pro Nase 10 USD für das Monteverde Nebelwaldreservat und anderen privaten Naturschutzgebiete muss man dann schon Doppel so tief in die Tasche greifen.


Wir erledigen die Grenzformalitäten ohne Komplikationen in 3 Stunden, was anscheinend eine ganz gute Zeit sei, so meint es Guido von der Finca Cañas Castilla in Sonzapote. Guido und Agi und ihre Töchter sind vor gut 12 Jahren hierhin ausgewandert und haben sich in Costa Rica ein neues Zuhause geschaffen. Die Finca umfasst 68 Hektaren, liegt an einem Fluss und besteht vorwiegend aus hügeligem Gelände, bewachsen mit vielen Bäumen und Sträucher und Weideland für ihre eigenen Kühe und Pferde. 7 Hektar Orangen- sowie kleine Bananenpflanzen werden hier biologisch bebaut. Daneben bieten sie 6 sehr schöne Cabañas und Platz zum campieren. Wir stellen uns neben eines der Cabañas und dürfen von diesem den Strom und die blitzblanken Duschen und WC benutzen. Am Abend setzen wir uns mit Guido zusammen ins eigene Restaurant und erfahren bei einem Glas selbst gekelterten Weisswein mehr über das nicht immer einfache Leben als Auswanderer.

Als wir spätabends zur Kabine heimkehren, trifft uns fast der Schlag, die Kabine ist drinnen voll mit kleinen Stechplagegeister die ihren Weg am Rand des Moskitonetzes an unseren Fenster ins Innere gefunden haben. Unsere Fenster an der Kabine sind alles andere als tropentauglich, wir haben schon die Luftschlitze mit Moskitonetz überklebt doch auch das hält nicht alle Insekten fern. Müde müssen wir zuerst mal die Hundert klitzekleinen Blutsauger platt machen, erst dann können wir uns ungestört ins Bett legen. Tagsdarauf werden wir aber von der Mutter Natur mit einem der schöneren und angenehmeren Insekt belohnt. Vor uns flattert ein schillernd blauer Morphofalter mit einer Flügelspannweite von 20cm vorbei, und auf den Bäumen begrüssen uns die Kolibris und andere Vögel mit ihrem allmorgendlichen Pfeiffkonzert. Wir nutzen den Tag um zu Arbeiten, Wäsche waschen, Tagebuch und Fotos für die Webseite bearbeiten und mit dem super Kärcher-Staubsauger von Agi den Troopy saugen. Dazwischen besuchen wir ihren süssen Waschbär und das weniger süsse Krokodil an ihren Gehegen.


Wir entscheiden uns an den Golfo de Sta. Elena zu fahren und finden dort einen schönen Strand (quattro per quattro) wo wir uns seit langem wieder mal wild hinstellen. Die ruhige Bucht eignet sich hervorragend zum Schwimmen. Am Abend bekommen wir wieder Besuch von den lästigen Insekten, Adriano meint, das wir halt die einzige Lichtquelle weit und breit sind und das zieht halt schon verschiedenerlei Insekten an, die auf einen Schluck exotisches Schweizer Blut gerne vorbeischauen.


In der grösseren Ortschaft Liberia erledigen wir unsere Einkäufe, tanken voll und ziehen unsere ersten Colones am Geldautomaten raus. Anschliessend machen wir uns auf den Weg zum Parque National (Nationalpark) Rincón de la Vieja, Sektor Las Pailas, der nur über eine holprige 22km lange Lehmpiste zu erreichen ist. Etwa 2/3 vom Weg sackt der Hacienda Besitzer einen kleinen Wegzoll ein damit wir sein Grundstück passieren können. Die Ticos wissen wie man ohne grössere Anstrengung zu „viel“ Geld kommt...

Dieser Nationalpark um den aktiven gleichnamigen Stratovulkan ist einer der vielseitigsten Naturparks des Landes.

Wir machen uns am Vormittag auf um das vulkanisch sehr aktive Gebiet zu besichtigen. Auf einem steinigen Pfad klettern wir über Wurzeln auf und ab mitten durch den tropischen Wald bis wir zur den ersten heissen Quellen den sogenannten Fumarolen stossen, deren Schwefelgeruch schon von weitem wahrnehmbar ist. Dort warnt mich ein mit Knebel bewaffneter, amerikanischer Tourist von einem Räuber der in diesem Gebiet sein Unwesen treibt. Wir lassen uns von dieser Horrorgeschichte nicht gross beeindrucken und wandern den Pfad weiter bis wir zu den Pailas de Barro stossen. Das sind zahlreiche blubbernde und spritzende Schlammtümpel, die mit heissem Dampf aus dem Erdinnern gespeist werden und Minivulkane bilden, die an der Luft langsam erhärten und irgendwann austrocknen. Da sich diese Schlammtümpel auf offenem Feld befinden, weht teilweise ein sehr unangenehmer heisser Wind der nach faulen Eier riecht uns um die Nase. Auf einen grünlichen Kratersee stossen wir auch noch bevor wir auf dem Rundweg wieder zum Ein- und Ausgang gelangen. Da erfahren wir, dass an der Geschichte des Amis was Wahres dran gewesen ist, tatsächlich ist heute morgen in der Früh beim Wasserfall, den wir ausgelassen haben, ein Tourist überfallen und ausgeraubt worden ist. Der Weg zum Wasserfall ist Kurzhand gesperrt worden und die Polizei ist mit Pferden den Übeltäter am suchen, doch dieser wird schon bereits über alle Vulkane geflüchtet sein. Soviel zu Sicherheitslage im angeblich sicherstem Land Zentralamerikas, was auch wieder mal bestätigt das Überfälle auch dort passieren wo man es zuletzt erwartet.

Nachdem wir auf dem Parkplatz mit zwei anderen Schweizer Pärchen die hier Ferien machen unterhalten haben machen wir uns auf zur Laguna de Arenal (See).


Eine kurvige Strasse über einspurige Brücken führt rundherum um den künstlich angelegten Arenal Stausee. Dieser See ist der grösste und die wichtigste Energiequelle des Landes, der Strom wird bis nach Nicaragua und Honduras geliefert. Unterwegs auf dieser Strasse wären wir um ein Haar einen Sattelschlepper gestossen, wir sind glücklicherweise langsam unterwegs gewesen als dieses Ungetüm mit überhöhter Geschwindigkeit uns in der engen, unübersichtlichen Kurve entgegen gekommen ist. Wir sind mit einem Schrecken und dem Einlegen des Rückwärtsganges sicher davon gekommen. Kurz vor dem Gewitter das sich am Himmel oben bildet, erreichen wir noch trocken die Ortschaft Nuevo Arenal.

Am nächsten Tag setzen wir die Weiterfahrt um den See herum fort, und sind teilweise verblüfft wie es landschaftlich, mal abgesehen von den tropischen Pflanzen, der Schweiz ähnelt. Besonders als wir am Hotel Los Héroes vorbeikommen, hier hat sich ein ausgewanderter Schweizer sein kleines Freilichtmuseum aufgebaut. Eine Schmalspurbahn führt über saftige Wiesen, vorbei an im Schweizerstil gebauten Kapelle, einem Bauernhof und Chalets bis hin zu einem Panorama-Drehrestaurant. Hätte es noch einen Fluss auf dem Grundstück würde sicher die Kappelerbrücke von Luzern darüber führen...

Am Fuss des im Nebel verhangenen Vulkan Arenal erreichen wir das Touristenzentrum Fortuna. Wir fahren gleich weiter auf die westliche und aktiven Seite des Vulkans von der man bei klarer Sicht den Lavastrom, besonders eindrucksvoll bei Nacht beobachten könnte. Wir finden einen geeigneten Stellplatz ausserhalb der Gefahrenzone an der Strasse zum Observatorium. Leider hat sich der Vulkan in der Zwischenzeit einen Wolkenmantel zugelegt und zu Regnen hat es auch noch begonnen.

Bis zu seiner Erstbesteigung im Jahre 1937 glaubte man nicht das der völlig überwachsene Berg vulkanischen Ursprung hatte. Doch dann am 29. Juli 1968 war die erste grosse Eruption. Der Druck der sich über Jahre aufgebaut hatte, löste sich in eine gewaltige Explosion, mehrere Quadratkilometer wurden mit Lava, Felsen und Asche bedeckt, das Umfeld des Vulkans verwandelte sich in wenigen Minuten in eine Mondlandschaft, die man noch heute sieht. 80 Menschen verloren dazumal das Leben und zwei angrenzende Ortschaften wurden komplett zerstört.

Auch bei einsetzender Dunkelheit zeigt sich der Vulkan von seiner ruhigen und bewölkten Seite. Wir vernehmen zwar, sobald die Frösche neben unserem Biotop verstummen, ein hörbares Grollen das vom Krater herkommt, erkennen tun wir aber nur schwer die orangeglühenden Lavabrocken wie der den Berg herunter kullern.


Auf einer über Hügel auf- und abwärts führenden Strasse fahren wir weiter, sehen die grün bewachsenen Berge des Monteverde Nebelwaldgebietes und später in der Nähe von San Ramón Zierpflanzen Plantagen. Diese Gegend dient auch als Regionalzentrum für Viehzucht, Ackerbau, Kaffee und Zuckerrohranbau. Nicht schlecht staunen wir über die Schilder am Strassenrand, die anpreisen, seine eigene Zigarre zu rollen, nicht nur Kuba auch in Costa Rica hat Zigarrenfertigung Tradition.

In San Ramón nehmen wir wieder die Panamericana, die Hauptverbindungsachse, was hier in Costa Rica ein schlechter Witz ist, eine mit gefährlichen Schlaglochfallen versehene und obendrein noch mautpflichtige Strasse. Im strömenden Regen und mit der halsbrecherischen und egoistischen Fahrweise der Ticos macht es überhaupt keinen Spass und wir sind heilfroh als wir sicher den Campingplatz für Wohnmobile in der Nähe von San José erreichen.

Das die Regenzeit begonnen hat macht sich indem bemerkt, dass praktisch täglich am späten Nachmittag ein Gewitter mit heftigem Niederschlag einsetzt. Wir nutzen daher den trockenen Morgen um auf dem Campingplatz wieder mal mit einer Waschmaschine, und nicht von Hand, unsere Wäsche zu waschen und noch vor Beginn des Regens diese an der Wäscheleine zu trocknen.


Auf der CA3 fahren wir nun in Richtung Meer, bevor wir aber wieder den Pazifik zu Gesicht bekommen, müssen wir die Hügel dazwischen bezwingen. Wir fahren über eine kurvige Strecke die uns, laut unseres Reiseführers, immer wieder eindrucksvolle Blicke auf die Bergwelt der Cordillera geben sollte. Doch da ein Gewitter in der Luft hängt sehen wir nur bis zu den Kaffeeplantagen die rechts und links der Strasse am steilen Hang angebaut werden. Wir passieren das Städtchen Atenas, das laut einer NASA Studie das beste Klima der Welt hat. Leider merken wir davon nicht viel, da vor uns gerade ein alter Lastwagen gefahren ist, der eine lange, schwarze Wolke hinter sich her gezogen hat.

Nach Orotina kommen wir auf die Ebene und dank einer „niegelnagel“ neuen Autobahn flott vorwärts.

Später entlang der Küstenstrasse überqueren wir auf den Río Tàrcoles (Fluss) und sehen von der Brücke aus wie sich im braunen Wasser grosse Krokodile tummeln. Vor allem wenn der Wasserstand des Flusses durch Ebbe des nahe gelegenen Meeres niedrig ist, lauern die Krokodile an Sandbänken und im Fluss bewegungslos auf Beute. Als dann zusätzlich noch ein Tico Fischabfälle von der Brücke wirft, sind wir in den Genuss gekommen den bis zu 3 Meter langen Urtiere aus sicherem Abstand beim Fressen zuschauen.

An der Playa Azul, einem nicht nennenswerten Strand, haben wir auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz eine äusserst sympathischen Costa Ricaner kennen gelernt. Er lässt uns gratis vor seinem Wochenendhaus übernachten, zusätzlich hätten wir die Küche und WC benutzen können, wir geben uns bescheiden wie wir sind, mit dem Pool und der Aussendusche zufrieden.

Plötzlich höre ich über meinem Kopf ein lautes Krächzen, da fliegen sie in einer grossen Gruppe die farbenprächtigen Aras (Papageien) und setzen sich beim nächsten Baum nieder. Vor lauter Freude, dass ich die schönen Vögel in der freien Natur sehe, renne ich zum Baum hinüber und beobachte die Arapärchen wie sie sich um den besten Platz für das Nest streiten.

Tags darauf am strahlend, sonnigen Morgen, nachdem wir ein Bad im Pool genommen haben, werden wir von Luis zum landestypischen Frühstück, Gallo Pinto, gerufen. Serviert wird uns von seiner Frau Sonja gebratener Reis mit Bohnen und Zwiebel vermischt, dazu gibt Rührei und Kaffee. So sitzen wir im lauschigen Garten im Schatten des vierstöckigen Hauses das Luis in seiner Freizeit ausbaut.

Nachdem sie uns noch einen frischen, riesen Mango von ihrem Baum geschenkt haben, machen wir uns gegen Mittag auf, um den an der Küste gelegen Manuel Antonio Nationalpark zu besuchen.

Wir kommen auf dem Weg dorthin an grossen Ölpalmen Plantagen vorbei und an übelriechenden Fabriken die das Palmöl herstellen. Über Quepos führt die enge Strasse über Kurven den Hügel bergauf und logischerweise wieder bergab direkt ins supertouristische Manuel Antonio. Wir finden auf dem Parkplatz von günstigen Cabañas einen Stellplatz und kaum angekommen setzt das alltägliche Gewitter ein.

Wegen seiner traumhaften Strände zählt der Manuel Antonio zu den beliebtesten Nationalparks des Landes. Wir verzichten beim Parkeingang auf die Fähre und nehmen dafür den zu Fuss erreichbaren Hintereingang. Gleich zu Beginn sehen wir dank eines Rangers eine kleine aber seltene Echse, gefolgt von einem Tukan. Auf dem breiten Hauptwanderweg erreichen wir die Hauptattraktion des Parkes, die Playa Manuel Antonio, schon am späten Morgen ist dieser paradiesische Strand gut besucht von Badegästen. Wir haben noch keine Lust auf den Rummel und wandern zuerst auf den weniger benutzen Trampelpfaden durch den Regenwald, sehen dabei Brüllaffen, Faultiere und einen Aguti der verwandt mit dem Meerschweinchen ist. Bevor wir verschwitzt von der Wanderung zum Manuel Antonio Strand gelangen um dort unsere wohlverdientes Bad zu nehmen, treffen wir auf eine verspielte Gruppe von Weissschulterkapuziner Affen. Diese drolligen Tiere spielen fang mich, klettern in einem Affentempo, im wahrsten Sinn des Wortes, die Bäume hoch und runter oder zeigen ihre Künste indem sie über eine Stromleitung balancieren.

Kaum sind wir am Strand angekommen, fängt es auch gleich an zu Regnen, uns ist das aber egal und wir planschen trotzdem im „seichwarmen“ Wasser des Pazifiks.


An der südlicheren gelegen Playa Domincal und einem der Surfmekkas des Landes, werden wir Zeugen, wie schnell es geht wenn bei einem heftigen Gewitter der Kiesandplatz im Nu knöcheltief überflutet wird. Doch als wir wenig später beim Nachlassen des Regens zum Fenster heraus schauen ist das Wasser bereits schon wieder versickert. Wer wirklich Freude an diesem nassen Wetter hat, sind die vielen Sapos (Kröten) die Hüpfen überglücklich in den Tümpel umher.


Unsere letzte Destination in Costa Rica ist Golfito. Die Ortschaft liegt an einer lang gestreckten Bucht, umgeben von Hügel die mit Dschungel bedeckt sind. In den Jahren 1935/36 wurde dann auf der pazifischen Seite mit der Anpflanzung von Bananen begonnen. Die geschützte Lage des kleinen Golfes (Golfito) bot sich als natürlichen Hafen vorzüglich an und so baute die Bananengesellschaft hier den Haupthafen zum Abtransport der gelben Früchte. Noch heute zeugen die Holzbaracken entlang der Strasse von der geschäftigen Zeit. Die im Jahre 1990 errichtete Freihandelszone und das Kasino am Ende der Ortschaft sollte der fast ausgestorbene Bananenstadt mit Einkaufstourismus zum neuem Leben verhelfen, jedoch von dem haben wir bei unserem Besuch nicht viel gemerkt.

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